von Uwe Ferkatsch
•
29. Oktober 2017
Wie sagte unser lieber André Kostolany: „Man soll zwei Sachen nie hinterher rennen. Der verpassten Straßenbahn und der verpassten Chance an der Börse. Denn die nächste kommt bestimmt.“ Wer in den letzten zehn Jahren keinen Gewinn an der Börse gemacht hat, sollte jetzt nicht auf den Zug aufspringen. Aktuell ist Umsicht und Vorausschau wichtiger denn je. Der richtige Zeitpunkt für ein stock-picking in Aktien wird wieder kommen. Aber vorher wird etwas erheblich Aufrüttelndes passieren. Die aktuelle Lage zeigt, dass die Aktienbörsen von Monat zu Monat zu legen. Die Konjunktur hat weltweit Fahrt aufgenommen, die Arbeitslosigkeit sinkt und der private Konsum wächst. Der Immobilienmarkt präsentiert sich in schönster Verfassung. Unternehmen nehmen Kredite auf. Auch die Verbraucher finanzieren ihre Reisen, Kühlschränke und Autos wieder gern mit der Kreditkarte. Alles läuft, also warum oder weswegen sollten wir uns Gedanken machen oder sogar in Panik ausbrechen? Sollten wir da aber nicht mal kurz inne halten und ein wenig darüber nachdenken, woher denn diese Unbekümmertheit kommt? Die weltweite Staatsverschuldung liegt bereits bei 217 Billionen Dollar. Das ist deutlich mehr als vor der Finanzkrise. Schlimmer als damals ist jedoch, dass das Verhältnis zur tatsächlichen Wirtschaftsleistung, also das weltweite Bruttoinlandsprodukt nur ein Drittel davon beträgt. Der Rest des Geldes zirkuliert auf den Finanzmärkten, und erhöht deren Anfälligkeit für neue Krisen. Wann platzt die Autofinanzierungsblase in den USA – und welche Auswirkungen wird das auf die Finanzmärkte haben. Mehr als eine Billion Dollar haben die amerikanischen Kreditinstitute an mehr oder weniger solvente Autokunden vergeben. In den vergangenen Monaten wachsen die Kreditausfälle. Das ist normalerweise ein Alarmzeichen, das die Branche zur Vorsicht bekehren sollte. In den USA aber geht es anders herum: Obwohl die ersten Banken versuchen, ihre Positionen in dem Geschäft zu reduzieren, bekommt immer noch jeder seinen Autokredit. Ähnliches gilt für Studienkredite und den Kreditkartensektor. Auch China ächzt unter seinem aufgeblähten Kreditsektor. Die Gesamtverschuldung des Landes liegt bei rund 260 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen für die Konjunktur und nahezu grenzenloser Staatskredit an Staatsunternehmen haben zwar dafür gesorgt, dass Chinas Wirtschaft in den vergangenen Jahren sehr stabil wuchs. Doch sie haben auch eine gefährlich große Kreditblase aufgepumpt. Kaufpreise haben mittlerweile die Entwicklung der Mietpreise abgehängt Vor allem die Unternehmen und der Immobiliensektor haben diese Entwicklung getrieben. Um ihre Bilanzen zu entlasten, strukturieren die chinesischen Geldhäuser neuerdings die Kredite zu Bündeln und Derivaten und verkaufen sie an private Investoren. So ähnlich haben es die US-Banken vor 2007 mit ihren Immobilienkrediten gemacht. Europa selbst ist keineswegs aus dem Gröbsten heraus. In deutschen und in einigen europäischen Großstädten wie München, Frankfurt, London oder Amsterdam zeichnet sich eine neue Immobilienblase ab. Selbst die Deutsche Bank warnt vor einem bevorstehenden Schock im Weltfinanzsystem. Ökonomen der Bank um Jim Reid, der für die Strategie im globalen Kreditgeschäft zuständig ist, haben sich mit der heiklen Frage beschäftigt, ob der Welt schon bald wieder eine Finanzkrise bevorsteht. Ihre pessimistische Antwort: In den kommenden zwei Jahren drohe wahrscheinlich ein schwerer Schock. Seit dem 15.08.1971, als US-Präsident Richard Nixon die Abkopplung des US-Dollars zum Gold beschlossen hat, also seit diesem Ende des Bretton-Woods-Systems stabiler Wechselkurse habe die Frequenz der Krisen zugenommen. Die Beispiele reichen von der britischen Bankenkrise 1975 über die beiden Ölschocks, Staatspleiten von Schwellenländern in den 1980ern, das Platzen von Japans Immobilienblase, die mexikanische Tequila-Krise, die Asien- und Russland-Krise Ende der 1990er Jahre und den Dotcom-Crash 2000 bis hin zur Weltfinanzkrise ab 2007 und der Staatsschuldenkrise in der Eurozone. Vor diesem Hintergrund gehöre schon viel Optimismus dazu, das Finanzsystem nun für dauerhaft stabilisiert zu halten. In meinem am Ende dieser News empfohlenen Artikels von Peter Schiff wird von zwei maßgeblichen Faktoren gesprochen, welche besorgniserregende Höhen erreicht haben. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei Aktien, besser bekannt als Shiller-KGV und dem Volatilitätsindex, kurz VIX genannt. Das KGV ist aktuell wieder sehr hoch. Das heißt kurz gesagt, dass die aktuellen Preise der Aktien im Verhältnis zu den inflationsbereinigten, durchschnittlichen Gewinne der letzten zehn Jahre sehr hoch sind und man lange Zeit benötigt, um durch die Gewinne den Preis der Aktie zurück zu erhalten. Dieser Anstieg resultiert jedoch nicht auf Grund einer wirtschaftlichen Stärke, sondern auf Grund der Notenbanken und deren massiven Geldschwämme. Irgendwo muss das Geld ja seinen Platz finden. Mit dem VIX wird normalerweise die Angst an den Börsen der Investoren gemessen. Meistens steigt und fällt dieser Wert im Einklang mit dem KGV. Auch im Jahre 2008 war dieses so. Doch heute ist alles anders. Die Aussagen der Notenbanken interpretieren die Investoren mittlerweile als Hinweis, dass immer ein Sicherheitsnetz unter den Märkten gespannt wird. Wenn nun diese Werte ins Verhältnis gesetzt werden, dann erhalten wir einen Wert, welcher historische Ausmaße genommen hat. Noch nie bestand in solchen Phasen wie heute eine solche Unbekümmertheit an den Börsen. Wie sagt Peter Schiff in seinem Artikel. „Die Geschichte lehrt uns jedoch, dass schlimme Dinge passieren können, wenn Ängste und Sorgen längere Zeit ausgeblendet werden.“ Die Investoren versuchen daran zu glauben, dass dieses Mal alles anders wird, doch das Einzige was anders sein wird ist, dass die Notenbanken nicht in der Lage sein werden, den Schaden zu begrenzen. Dazu fehlt einfach das notwendige Zinssenkungspotenzial. Es sei denn, wir bekommen noch tiefere Negativzinsen. In der Vergangenheit haben uns die nötigen Entscheidungsträger ja schon des Öfteren aufgezeigt, das Unmögliche möglich zu machen. Die Frage, die dabei offen bleibt ist: Mit welchen Konsequenzen müssen wir rechnen? Fazit ist, dass die FED und die EZB eine gigantische Blase aufgepumpt haben. Aktuell hat die EZB nicht allein beschlossen, das Volumen der monatlichen Wertpapierkäufe von 60 Milliarden Euro auf 30 Milliarden Euro zu halbieren. EZB-Präsident Mario Draghi betonte vielmehr zugleich, dass das Anleihekaufprogramm notfalls über den bisher vorgesehenen Endpunkt im September 2018 hinaus aufrechterhalten werde. Diese mögliche zeitliche Ausdehnung der Wertpapierkäufe war es, die am Finanzmarkt wesentlich aufmerksamer zur Kenntnis genommen wurde, als die Einschränkung der monatlichen Kaufvolumina. Zu erkennen ist das auch an der freudigen Reaktion der Börsianer nebst neuem Rekordlauf beim Leitindex Dax sowie am Kurs des Euro, der etwa gegenüber dem US-Dollar merklich nachgab. "Zwar läuft die Konjunktur, aber die Staaten in Europa sind mehrheitlich über beide Ohren verschuldet". Aus diesem Grund bleiben die Zinsen noch über Jahre auf diesem Niveau. Europa ist weit davon entfernt, die Zinsen anzuheben. Fachleute rechnen frühestens 2019 mit EZB-Zinserhöhungen. Spätestens bei einer Zinserhöhung werden die Staaten und Unternehmen teils vor unlösbaren Aufgaben gestellt werden, die erhöhten Zinsen zu erwirtschaften. Wenn nicht schon vorher, dann spätestens zu diesem Zeitpunkt sollten wir uns alle ganz warm anziehen. Und wir alle merken, wie schnell ein Jahr vorüber geht. Was soll man also tun, solange die Realzinsen niedrig bzw. negativ bleiben? Das Umfeld für Gold und Silber ist da sehr attraktiv. Daneben dürften immer wieder aufflammende geopolitische Gefahren die Nachfrage nach Gold als sicherem Hafen hoch halten. Die Drohgebärden zwischen Nordkorea und den USA, Autonomieforderungen von Kurden im Irak bis hin zu Katalanen in Spanien und ein möglicherweise ungeordneter Brexit zerren an den Nerven der Anleger. Gold als Versicherung der letzten Instanz profitiert von diesen Unsicherheiten. Die Hyperinflation der 1920er-Jahre hält sich bis heute im kollektiven Gedächtnis. Doch noch viel wichtiger sei, dass deutsche Anleger etliche Papiergeldwährungen haben kommen und gehen sehen: In den vergangenen 100 Jahren seien in Deutschland acht verschiedene Währungen in Gebrauch gewesen. Mit einem solch unsteten ökonomischen Hintergrund ist es nicht überraschend, dass deutsche Anleger sich Gold zuwenden, um ihr Kapital zu schützen. Gold für künftig große Tauschvorgänge und das derzeit spottbillige Silber für den Eintausch des künftigen täglichen Bedarfs. Die Chancen für massive Kaufkraftsteigerungen beider Metalle sind extrem hoch, wie sie es in allen Krisensituationen der Vergangenheit immer waren und auch in Zukunft wieder sein werden. Peter David Schiff ist ein US-amerikanischer Ökonom, Wirtschaftskommentator, Autor und Börsenmakler. Er ist Präsident von Euro Pacific Capital Inc., einer Investmentfirma aus Darien, und war Kandidat für den US-Senat 2010. Am 23.10.2017 hat er einen interessanten Artikel „Die Ruhe vor dem Sturm“ auf goldseiten.de veröffentlicht. Lesedauer etwa 8min. "Die Ruhe vor dem Sturm" Peter Schiff